Wege entstehen dadurch, dass man sie geht
Franz Kafka
Bei der Verhaltenstherapie geht man davon aus, dass Gefühle und Verhalten durch die erkenntnisbasierte (kognitive) Verarbeitung von Ereignissen und Wahrnehmungen entstehen. Bei problematischen Verhaltensweisen versucht man deshalb, die Bedingungen und Umstände, die zu diesem Verhalten führen, herauszufinden. Auch die Mechanismen, die einen Menschen dazu bringen, das Problemverhalten immer weiterzuführen, werden untersucht.

Dabei steht nicht die Aufklärung bzw. Aufdeckung des zugrunde liegenden Konfliktes im Vordergrund. Vielmehr wird versucht, durch Aneignung veränderter Einstellungen, Haltungen oder Handlungsschemata das bestehende "gestörte" Verhalten zu verlernen bzw. zu verändern. Häufig können durch ein solches Vorgehen schnell aktuelle Probleme, z. B. Ängste, abgebaut oder sogar ganz überwunden werden.

Grundlage ist das Erlernen von Selbstkontrolle. Ob man "Nichtraucherverhalten" erlernen will, Ängste abbauen möchte, Anfällen von Esssucht kontrollieren lernt, notwendig ist in allen Situationen die Fähigkeit zur Selbstkontrolle durch den Betroffenen. Ungünstige Denkmuster können erkannt und verändert werden, entsprechend auch langfristig das problematische Verhalten durch ein Verhalten ersetzt werden, das mehr Erfolg bringt.

Durchgeführt werden kann die Verhaltenstherapie in Einzel- oder Gruppensitzungen, in denen problem- und zielorientiert gearbeitet wird. Durchschnittlich werden 25 bis 45 Sitzungen veranschlagt. Dabei können unterschiedliche Behandlungstechniken zur Anwendung kommen wie z.B.:
  • Angstbewältigungstraining: Betroffene lernen durch Entspannung aufkommende Ängste zu kontrollieren. Die frühe Wahrnehmung von Spannung und Erregung, die auf aufkommende Ängste hinweisen, wird erlernt.
  • Exposition und Reizkonfrontation: Betroffene werden ihren Ängsten direkt ausgesetzt. Verhalten wird analysiert und schrittweise verändert. Bei der Reizüberflutungstechnik werden Betroffene solange einer Angstsituation ausgesetzt, bis die Situation für sie erträglich wird. Dabei ist eine Flucht bzw. Vermeidungsverhalten nicht zugelassen.
  • Systematische Desensibilisierung: Betroffene lernen zunächst Entspannungstechniken. In entspanntem Zustand werden sie dann nach und nach mit ihren Ängsten konfrontiert, zunächst nur in der Vorstellung, später auch real. Durch den entspannten Zustand wird eine rückwirkende Abschwächung der Angst bewirkt.
  • Rollenspiele: Besonders soziale Ängste werden mit dieser Methode abgebaut. Selbstsicherheit, positive Selbstwahrnehmung und das Üben von sozialen Fertigkeiten bewirken eine Verhaltensänderung.
  • Problemlösungstraining: Hier werden grundlegende Fertigkeiten zur Lösung von Konfliktsituationen erlernt, z. B. Problemerkenntnis, alternative Lösungen, Auswahl der günstigsten Alternative etc.
Angewandt werden die verschiedenen Methoden der Verhaltenstherapie u.a. bei folgenden Erkrankungen: Angststörungen, Zwänge, Phobien, Panikattacken, leichte bis mittelschwere Depressionen, Anorexia nervosa, Bulimie, Adipositas, sexuelle Funktionsstörungen, etc.