Zwei Wahrheiten können sich nie widersprechen
Galileo Galilei


Die Systemische Therapie entwickelte sich in den 50er Jahren in den USA. Ihre Wurzeln liegen aber bereits in früheren Ansätzen, vor allem in der Psychoanalyse und der humanistischen Psychologie. Wichtige Grundlagen sind die Systemtheorie und der Konstruktivismus.

Die Systemische Therapie betrachtet den Menschen im Zusammenhang mit den ihn umgebenden Systemen. Es wird nicht nur das Individuum als Symptomträger allein betrachtet, sondern das System aller beteiligten Personen als Ganzes. So wird die Einzelperson als Mitglied der Familie, als zu einer Paarbeziehung gehörig, im beruflichen Kontext und als zu weiteren sozialen Gruppen zugehörig gesehen. Lineare Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge werden aufgegeben zugunsten einer ganzheitlichen kreisförmigen Betrachtungsweise. Das nach außen sichtbare Symptom (z.B. Schuleschwänzen des Kindes) wird als ein Ausdruck einer Störung des inneren Gleichgewichts im Gesamtsystem gesehen.

Das Menschenbild, das der Systemischen Therapie zugrunde liegt, geht davon aus, dass der Mensch alle Anlagen, in sich trägt, um sich vollständig zu entfalten. Dieser Schatz ist da, auch wenn wir in manchen Lebensphasen nicht in direktem Kontakt zu ihm stehen. So ist die Systemische Therapie auf Wachstum und Entwicklung ausgerichtet und unterscheidet sich hierin von anderen Therapierichtungen, die Krankheit und Symptome in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen. Die Grundhaltung des Therapeuten ist geprägt von unvoreingenommener Akzeptanz, Interesse, Respekt und Wertschätzung bisheriger Handlungs- und Lebensstrategien des Klienten.

Ziel der Systemischen Therapie ist es, festgefahrene Strukturen aufzubrechen, um so neue Muster in dem System zu entwickeln, zu testen und zu verfestigen. Letztlich soll das Symptom überflüssig werden.

Vorgehensweise: Nach möglichst präziser Auftragsklärung und dem gemeinsamen Herausarbeiten konkreter Ziele kann die eigentliche Therapie beginnen. Die Therapie ist in der Regel kurz, d.h. es werden nur wenige Termine für eine Therapie benötigt. Die Abstände zwischen den einzelnen Sitzungen sind länger als bei anderen Therapieformen üblich. Die Klienten können zwischen den Sitzungen neue Erkenntnisse in ihrem Alltag ausprobieren und sogenannte Hausaufgaben erledigen. Die systemtherapeutische Vorgehensweise zeichnet sich durch Sparsamkeit aus. Trotz einer immer größeren Verbreitung und Anerkennung der Systemischen Therapie werden in Deutschland die Kosten noch nicht von den Krankenkassen übernommen.

Systemische Therapie und Beratung eignet sich für Einzelpersonen, Paare und Familien in "Entwicklungs"-Prozessen, wie z.B.
  • in schwierigen Lebenssituationen (Paartherapie, Eheberatung, Trennungsschmerz, Liebeskummer, Sinnkrisen)
  • bei Lebensfragen, beruflichen und privaten Konflikten, Kommunikationsstörungen, Entscheidungsfindungen
  • Stress, Burn-out,Mobbing, depressive Verstimmungen, Anpassungsstörungen, Einsamkeit, Schlafstörungen u.a.
  • privater und beruflicher Standortbestimmung, Neu- und Umorientierung, Lebensplanung
  • Kinder und Jugendliche, die Probleme haben und Probleme machen
  • Familien, die außergewöhnliche Belastungen tragen durch z.B. schwere oder chronische Krankheit